„A Bad Deal Is Better Than No Deal“

Sehr geehrte / geehrter …,

was war das im Juli für ein wechselhaftes Wetter. Das passte so gar nicht zum Hochsommer. Aufgrund der lokalen, kaum zu prognostizierenden Gewitter und Starkregenfälle, fiel es extrem schwer Aktivitäten im Freien zu planen. Hätte man hingegen gewusst, wann und wo es regnen würde, hätten wir mit entsprechender Vorbereitung und Ausrüstung die eine oder andere Unternehmung durchgeführt. Unklare Rahmenbedingungen bewirken häufig, dass wir zunächst einmal nichts tun und eine abwartende Haltung einnehmen.

Ähnlich verhält es sich auch in der Wirtschaft. Die Verunsicherung über das wahre Ausmaß der zukünftigen Zollbelastungen nach den Ankündigungen von Donald Trump am sogenannten „Liberation Day“ hat spürbare Bremsspuren in der globalen Wirtschaft hinterlassen. Während die meisten börsennotierte Unternehmen im ersten Quartal keine oder nur unwesentliche Effekt aus der protektionistischen Politik der amerikanischen Regierung verspürten, hat sich das Bild im zweiten Quartal merklich verändert. Wenn auch die Masse der Unternehmensberichte noch im Rahmen der Erwartungen lag, berichteten doch deutlich mehr Unternehmen enttäuschende Zahlen, gaben schwache Prognosen für das dritte Quartal oder reduzierten für das Gesamtjahr ihre Prognosen. Die am häufigsten angeführte Ursache war neben der deutlichen Abwertung des US-Dollars die Verunsicherung der Kunden bezüglich der zukünftigen Rahmenbedingungen. Viele Projekte und Investitionsentscheidungen wurden nicht gestrichen, aber in die Zukunft verschoben. Die Unberechenbarkeit der möglichen Belastungen und die Gefahr eines Handelskriegs führten zu einer Art „Lähmungseffekt“. Frei nach dem Motto: „Wie kann ich einen Spielzug machen, wenn ich die genauen Spielregeln nicht kenne“. Wenn nicht absehbar ist, ob sich eine Ausgabe in Zukunft rechnen wird, stellt man sie erst einmal hinten an. Das Gute dabei ist allerdings, dass die meisten Investitionen nur verschoben, aber nicht abgesagt wurden!

Das aus europäischer Sicht nicht sonderlich positiv zu bewertende Zollabkommen der Europäischen Union mit den USA, könnte daher trotzdem eine positive Wirkung haben. Zumindest ein Teil, der in den letzten Monaten zu beobachtenden Zurückhaltung, könnte sich nun auflösen. Sicher sind 15% Zoll auf die meisten EU-Exporte im Vergleich zur vorherigen Situation mit meistens 2% bis 5% alles andere als vorteilhaft – insbesondere, wenn auf der anderen Seite EU-Zölle auf zahlreiche US-Produkte aufgehoben und umfangreiche Zusagen für Energieimporte an die Vereinigten Staaten gemacht werden. Die EU war aber mit Blick auf das Druckmittel US-Beistand im Nato-Verteidigungsbündnis in keiner guten Verhandlungsposition. Man war daher auf Seiten der EU-Verhandlungsführer eher um Schadensbegrenzung bemüht. Dennoch wird von vielen Beobachtern kritisiert, dass die EU zu schnell eingeknickt sei und der Deal eindeutig gegen das Prinzip des fairen Handels verstößt. Auch befürchten Kritiker, dass andere Handelspartner der USA bessere Konditionen erzielen könnten. Dieses Argument ist, wenn man sich die vergleichbaren Verträge der USA mit dem Vereinigten Königreich und Japan ansieht, nicht ganz von der Hand zu weisen.

Generell werden die durch die amerikanische Zollpolitik angestoßenen Einschränkungen des freien Handels die Weltwirtschaft belasten. Die Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte hat, trotz aller unerwünschten Nebeneffekte, zur Wohlstandssteigerung und höherem globalen Wachstum geführt. Der durch die USA ausgelöste zunehmende Protektionismus wird das Gegenteil bewirken. Der Welthandel soll laut WTO im laufenden Jahr nur stagnieren gegenüber jährlichen Wachstumsraten von 2% bis 3% in der jüngsten Vergangenheit. Der IWF hat seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2025 von 3,30% auf 3,0% revidiert. Interessant wird auch sein, wer die Hauptverlierer der Zölle sein werden. Sicher belasten sie exportorientierte Länder wie Deutschland, die Schweiz oder Japan und hier insbesondere zyklische Branchen. Aber auch die US-Bürger werden aufgrund deutlich höherer Preise für viele Produkte einen erheblichen Anteil der Zollkosten tragen. Nach Schätzungen muss eine durchschnittliche amerikanische Familie in Zukunft aufgrund der Zölle zusätzlich 1300 USD für ihren Lebensunterhalt ausgeben. Die angekündigte Steuerentlastung holt sich die US-Regierung über Importzölle wieder von ihren Bürgern zurück. Die längerfristigen Auswirkungen der veränderten Zollregelungen sind ebenfalls noch nicht abschätzbar, da Länder wie China zum Beispiel mit Lieferbeschränkungen knapper Güter wie seltene Erden auf die US-Handelspolitik reagieren.

Der EU-Zoll-Deal ruft daher bei vielen europäischen Unternehmen keine Begeisterung hervor. So äußerte sich die DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov: „Diese Einigung mag politisch notwendig gewesen sein, für viele Unternehmen in Deutschland ist sie dennoch eine bittere Pille“ Sehr oft hört man aber auch die Aussage: „Es hätte schlimmer kommen können“ und „Gott sei Dank ist die große Unsicherheit nun vom Tisch“. Eine ganze Reihe von Managern rechnet nach dem Zoll Deal mit einer Belebung ihres Geschäftes. Frei nach der Devise: „Ein schlechter Deal ist besser als gar keiner“. Jeder kennt nun die Rahmenbedingungen und kann sich danach ausrichten. Dieser Anpassungsprozess wird zwar etwas Zeit in Anspruch nehmen, da man Lieferketten neu ausrichten, Preise entsprechend justieren und gegebenenfalls die lokale Produktion in den USA hochfahren muss. Gute Unternehmen haben sich aber in der Vergangenheit schon oft an viele Widrigkeiten angepasst. Waren es starke Währungsschwankungen, eine aus dem Ruder laufende Inflation oder sprunghaft höhere Preise für wichtige Rohstoffe. Gerade in den letzten Jahren sind die Unternehmen durch Corona, die damit ausgelösten Lieferprobleme und die Explosion der Energiepreise durch den Ukraine Krieg nie richtig aus dem Krisenmodus gekommen. Viele Unternehmen sind in dieser Zeit gezwungenermaßen wesentlich agiler geworden. Das heißt, sie haben vor dem Hintergrund des „Dauerkrisen-Modus“ ihre Organisation wie auch ihre technische Ausstattung so verändert, dass man flexibel und in relativ kurzer Zeit auf veränderte Marktbedingungen reagieren kann. Dies gelingt durch mehr dezentrale Verantwortung, anpassungsfähige Prozesse, permanente Feedbackschleifen, Transparenz und Kundenorientierung. Hier hilft auch der zunehmende Einsatz künstlicher Intelligenz, insbesondere von KI-Agenten, die permanent Unternehmensprozesse an geänderte Rahmenbedingungen anpassen – siehe hierzu auch unseren letzten Investorenbrief.

Wir glauben, dass die börsennotierten Gesellschaften, die sich in den letzten Jahren schon überdurchschnittlich geschlagen haben, auch in der Welt des „Trumpschen Zollregimes“ gut zurechtkommen werden. Es wird sogar echte Gewinner geben. Hierzu dürften insbesondere die Gesellschaften zählen, die Werkzeuge wie Automatisierungstools und Software liefern, mit denen ihre Kunden schneller auf Veränderungen reagieren können. Generell gibt es keinen Königsweg, mit dem Unternehmen sich auf die zollbedingten Veränderungen einstellen können. Das hängt stark von der individuellen Konstellation ab. Hierbei gibt es zahlreiche Fragen zu beantworten:

In welcher Marktposition befinde ich mich?

Habe ich Wettbewerber aus den Vereinigten Staaten oder sind diese auch alle von höheren Zöllen betroffen?

Wie austauschbar sind meine Produkte und welche Preisflexibilität habe ich dadurch?

Macht eine Fertigung in den USA Sinn und welche Investitionen sind damit verbunden?

Kann ich mögliche Absatzeinbußen in den USA durch andere regionale Märkte ausgleichen?

Inwieweit lässt sich durch veränderte Lieferketten die Zollbelastung reduzieren?

Welches Kostenoptimierungspotential habe ich, um mögliche Ertragsminderungen auszugleichen, falls ich als Unternehmen einen Teil der Zölle auf eigene Rechnung nehme?

Bei vielen Unternehmen zeigt sich ein typisch menschliches Verhalten: In Krisen sind wir bereit, uns schneller zu bewegen und haben auch den Mut neue Wege zu gehen. Auch lassen sich in Zeiten externer Belastungen Veränderungen, die eventuell schon länger geplant waren, leichter gegen interne Widerstände zum Beispiel des Betriebsrates durchsetzen. Generell werden die bereits über eine agile Organisation verfügenden Unternehmen, wenn sie die „Spielregeln“ nun kennen, auch die Herausforderungen der zusätzlichen Zollbelastungen meistern.   

Sehr geehrte/geehrter…

wir alle wünschen uns, dass die Situation in unserer Welt aktuell eine andere wäre! Dies gilt insbesondere für die großen geopolitischen Konflikte. Aber auch auf die Rückkehr zollbasierter protektionistischer Weltbilder hätten wir gerne verzichtet. Der Zoll Deal zwischen der EU und den USA ist sicher kein großer Wurf für die europäische Wirtschaft. Die europäischen Unternehmen sind aber nach den letzten Jahren wesentlich krisenresistenter und agiler geworden. Zwar haben die Unsicherheiten über die tatsächlichen Zollbelastungen im abgelaufenen Quartal zum Teil eine merkliche Abschwächung der Geschäfte zur Folge gehabt, dies dürfte sich nun aber teilweise auflösen. In einigen Sektoren – insbesondere im Technologiebereich – werden die Anpassungsbewegungen der Unternehmen sogar eine stärkere Nachfrage nach sich ziehen. Dazu kommen die in der EU und insbesondere in Deutschland geplanten erheblichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur.

Auch wenn Donald Trump immer für eine weitere Überraschung gut ist, sehen wir Europa und hier insbesondere die in unserem Fokus stehenden Wachstumsunternehmen in einer besseren Situation als man noch vor wenigen Wochen befürchtet hat. Denn auch in einem schwierigen Umfeld gibt es „Gewinner des Wandels“. Wie es ein viel zitiertes Sprichwort so treffend sagt:

„Große Innovationen und Veränderungen gab es noch nie in ruhigen Zeiten“    

Mit besten Grüßen von den Mauerseglern aus Frankfurt!

Jürgen Kaup, Stefan Meyer, Johannes Ries, Uwe Schupp und Dr. Roland Seibt

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