Investorenbrief August 2022
Sehr geehrte Investierende und Freunde/Freundinnen von APUS Capital,
diese Aussage stammt nicht von einem Politiker oder Religionslehrer, sondern von dem Kampfsportler und Schauspieler Bruce Lee, der selber bereits leider mit 34 Jahren verstarb. Wir vergessen in unserem hektischen Alltag zu oft, wie wertvoll und begrenzt unsere Lebenszeit ist. Wobei über das „richtige Umgehen mit der Zeit“ sicher jeder eine andere Meinung hat. Nicht nur, dass jeder von uns ein anderes Zeitempfinden hat, auch die Dinge, die uns glücklich machen, können sehr verschieden sein. Während es für den einen das größte Glück ist, im Liegestuhl zu entspannen, ist es für andere, zum Beispiel als Radfahrer oder Läufer, sich körperlich bis zur Erschöpfung zu verausgaben. Eine allgemeine Regel, wie man seine Lebenszeit nutzen soll, gibt es sicher nicht. Auf jeden Fall ist es aber wichtig, bewusst zu leben. Dazu gehört auch, sich nicht über jede Kleinigkeit aufzuregen und sich nicht von einem negativen Stimmungsumfeld zu stark beeinflussen zu lassen. Oft hilft es in solchen Phasen, sich einfach einmal zurückzulehnen und zu fragen, ob es einem wirklich schlecht geht. Relativ schnell finden sich dabei zahlreiche Argumente, die einem das Leben wieder positiver erscheinen lassen.
Die Zeit – Sie ist vielleicht die mächtigste aller Naturgewalten. Sie läuft stetig in eine Richtung ab und ist nicht umkehrbar – warum wohl auch Zeitreisen in die Vergangenheit für immer Science-Fiction bleiben werden. Die Zeit bildet zusammen mit dem Raum quasi die „vierte Dimension“ als Basis von Einsteins Relativitätstheorie. Trotz Einsteins bahnbrechenden Erkenntnissen gibt sie den Physikern aber weiter viele Rätsel auf. Das hat den bekannten Fernsehphysiker Harald Lesch zu der Aussage verleitet: „Physiker hassen die Zeit!“. Die Physiker mögen die Zeit auch daher nicht, da sie die bei vielen physikalischen Vorgängen mögliche Wiederholbarkeit aushebelt. Viele Dinge in unserer Welt – auch unser Leben – lassen sich leider nicht auf „Null setzen“ und von vorne beginnen.
Viele weitere Aspekte zum Thema Zeit aus Sicht von Physikern und anderen Naturforschern beleuchtet die sehr sehenswerte und unterhaltsame Videoreihe von Harald Lesch.
Auch für uns als Investoren spielt die Zeit eine große Rolle. Sie kann sowohl für, aber auch gegen uns arbeiten und damit unser Freund oder auch Feind sein. Wachsende Unternehmen – wie Apple oder Google in den vergangenen Jahrzehnten – können im Zeitablauf enorme Werte schaffen. Demgegenüber vernichten schlechtgeführte Gesellschaften in schrumpfenden Märkten enorme Werte. Als Beispiel könnte man hierbei an den ehemaligen Fotoriesen Kodak oder die Kaufhauskette Arcandor denken. Auch im Leben eines Unternehmens gibt es Phasen der Expansion und Schrumpfung. Neue Gesellschaften tauchen auf, andere verschwinden, ähnlich wie in der Geschichte immer wieder neue „Reiche“ entstanden und untergegangen sind. Nichts war und ist für die Ewigkeit in unserer Welt! Die Zeit hält alles im Fluss. Mit anderen Worten: Der „Wandel“, auf dem unsere Investmentphilosophie bei APUS Capital basiert, ist ein stetiger Prozess, quasi ein „Naturgesetz“.
Mit welcher Geschwindigkeit der Wandel stattfindet und in welche Richtung er Veränderungen bringt, wird aber entscheidend von der Gegenwart geprägt. Wie es das Zukunftsinstitut, eines der führenden europäischen Trend- und Zukunftsforschungsinstitute, formuliert: „Die Zukunft existiert nur als unsere Projektion der Gegenwart“. Verändern sich die Rahmenbedingungen in der Gegenwart, beeinflusst dies auch unsere Vorstellungen und Pläne für die Zukunft (J.M. Keynes: „If the facts change, I change my mind. What do you do?“). So waren unsere Erwartungen an die Zukunft vor Corona und dem Ukraine-Krieg sicher noch ganz andere als sie sich heute darstellen. Wie es das Zukunftsinstitut in seiner jüngsten Publikation („Deine Zukunft“, ISBN 978-3-945647-92-9) definiert: „Zukunft ist kein fester Zustand, sondern ständig in Bewegung“. Unsere Erwartungen an die Zukunft verändern sich mit der Zeit!
Laut dem Zukunftsinstitut spielen gerade Krisen eine besondere Rolle. Sie sind oft entscheidend dafür, dass wir die Zukunft neu denken und alternative Wege beschreiten. Krisen sind also nicht der Anfang vom Ende, sondern ein Anstoß, Dinge zu verändern. Sie helfen uns, sich von alten Doktrinen zu lösen, sich aus der „Komfortzone“ (= Erhalten des Status Quo) zu bewegen und Neues zu wagen.
Krisen als Initiator für neues Wachstum
Wenn es uns auch mit Blick auf die momentan zahlreichen schlechten Nachrichten schwerfällt: Die aktuelle Krise dürfte der Start einer neuen Wachstumsphase, der Auslöser für neue Märkte, gesellschaftliche Veränderungen und die Initialzündung für innovative Technologien sein. Hieraus können sich für uns über die Zeit zahlreiche attraktive Investmentchancen ergeben, die es ohne die Krisen in dieser Form nicht gegeben hätte. Mit anderen Worten: Man darf Krisen nicht nur als großes Unglück, sondern sollte sie auch als Chance begreifen!
Es wäre daher falsch, als Investor angesichts der aktuell zahlreichen dunklen Wolken nur verängstigt in der Ecke zu stehen. Sicher war und ist es richtig, in einer solchen Phase kurzfristig zunächst den „Fuß vom Gaspedal“ zu nehmen, kurzfristig risikobehaftete Investments abzubauen und den Cash-Anteil am Portfolio zu erhöhen. Dies haben wir in den letzten Monaten getan, gleichzeitig haben wir aber versucht, die Zukunft „neu zu denken“ und die sich daraus ergebenden mittelfristigen Gewinner auf der Unternehmensseite zu identifizieren. Hierzu zählen unseres Erachtens weiter viele Werte, die wir bisher schon in unseren Portfolios halten, wie Halbleiter- und Softwareunternehmen, da die aktuellen Entwicklungen eher zu einer Beschleunigung des Megatrends Digitalisierung führen dürften. Wir haben aber auch in neue Titel aus anderen Bereichen wie den alternativen Energien investiert. Denn wie hat es Aristoteles schon so schön gesagt:
„Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen.“
Sehr geehrte Investierende und Freunde/Freundinnen von APUS Capital,
die „veränderten Zeiten“ haben uns zwar dazu gebracht, unsere Erwartungen an die Zukunft zu überdenken. Unseren Optimismus und unsere Überzeugung, dass man mit Investments in den Wandel Werte schaffen kann, haben sie aber eher gestärkt. Wenn es uns gelingt, die richtigen Werte zu finden, dürfte die Zeit auch in Zukunft für uns arbeiten. Aktuell stehen die Aktienmärkte im Bann der großen Umbrüche und damit verbundenen Risiken. Die Saat für neue Investmentchancen wird aber gerade ausgebracht. Mit der Zeit wird sie aufgehen und uns hoffentlich eine gute Ernte bringen. Denn, um nochmals den Altmeister der erfolgreichen Investoren, Warren Buffet, zu zitieren:
„Zeit ist der beste Freud von großartigen Unternehmen und der Feind von mittelmäßigen“
Mit besten Grüßen von den Mauerseglern aus Frankfurt!
Dr. Wolfram Eichner, Jürgen Kaup, Stefan Meyer, Johannes Ries, Uwe Schupp, Dr. Roland Seibt und Heinz-Gerd Vinken